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Hier erläutern wir Fachbegriffe der Nephrologie, Dialyse und andere Verfahren unserer Praxis für Nieren-und Hochdruckkrankheiten in Koserow.
Aufbau der Niere
Die Nieren sind paarig angelegte Organe. Sie befinden sich beiderseits der Wirbelsäule etwa in Höhe der unteren Rippen. Die rechte Niere liegt unterhalb der Leber, die linke Niere unterhalb der Milz. Gesunde Nieren sind, je nach Körpergröße des Menschen, etwa 9 bis 12 cm lang. Beide Nieren gemeinsam wiegen nur ca. 300 g. Da sie für den Körper viele Aufgaben wahrnehmen, sind sie sehr gut durchblutet. Die gesamte Blutmenge wird ca. 300 mal pro Tag in der Niere gereinigt, dass entspricht etwa 1800 Liter, oder 15 Badewannen.
Entgiftung des Körpers
Die Entgiftungsfunktion der Niere übernehmen winzige Funktionseinheiten, sogenannte Nephrone (altgriechisch Nephros, deutsch „Niere“). Nephrone bestehen aus dem Nierenkörperchen (Corpusculum renale) und den Nierenkanälchen (Tubuli). Die Nierenkörperchen liegen in der Nierenrinde und sind etwa 0,2 mm große kugelige Gebilde. Sie bestehen aus einem Gefäßknäuel (Glomerulum) und werden von einer doppelwandigen Kapsel umschlossen (Bowman-Kapsel).
In den vielen kleinen Blutgefäßknäueln (Glomeruli) ist die Blutgefäßwand für verschiedene Bestandteile des Blutes durchlässig (Blut-Harn-Schranke). Rote und weiße Blutkörperchen wie auch Plasmaalbumin (Bluteiweiß) sind zu groß, um durch die Blut-Harn-Schranke austreten zu können. Dagegen können kleine Substanzen wie Glukose (Zucker), Harnstoff, Elektrolyte und Wasser die Gefäßwände durchdringen und werden in den so genannten Tubuli aufgefangen. Die so gesammelte Flüssigkeit wird als Primärharn bezeichnet. Die Nieren werden von ca. 1l Blut pro Minute durchflossen. Hieraus werden etwa 120 ml/min Primärharn abfiltriert (Glomeruläre Filtrationsrate, GFR). Dies entspricht fast 180 Litern pro Tag. Der Primärharn wird in den Tubuli weitertransportiert. Die Tubuli verlaufen geschlängelt durch die Nierenrinde und das zur Nierenmitte angrenzende Mark. In den Tubuli wird 99 % des enthaltenen Wassers rückresorbiert und die letztlich verbleibenden ca. 1,5 l Flüssigkeit pro Tag über die ableitenden Harnwege als Urin ausgeschieden.
Die Nieren sind neben der Entgiftung beteiligt an:
Funktionsmessung
Die Urinmenge ist variabel und eignet sich allein schlecht zur Abschätzung der Nierenfunktion. Die Leistungsfähigkeit der Niere kann anhand der Konzentration bestimmter Substanzen im Blut (u.a. Kreatinin, Harnstoff, Cystatin C) abgeschätzt werden. Durch die Messung der Eiweißmenge im Urin und der Konzentrationsbestimmung harnpflichtiger Substanzen können weitere wichtige Informationen gewonnen werden.
Akutes Nierenversagen und chronische Niereninsuffizienz
Eine Funktionsstörung der Nieren führt zur Ansammlung von Giftstoffen im Körper. Die Regulation des Wasser-, Mineral- und Säure-Basen-Haushalts ist gestört.
Die chronische Niereninsuffizienz ist ein schleichender, fortschreitender Prozess, welcher keine Schmerzen verursacht. Sie bleibt daher oft lange unentdeckt und untertherapiert. Viele Menschen leben mit einer leichten bis mittelgradigen Einschränkung ihrer Nierenfunktion, ohne es zu wissen.
Bei der akuten Niereninsuffizienz kommt es zu einer plötzlichen und raschen Nierenfunktionsverschlechterung. Abhängig von der Ursache kann eine akute Niereninsuffizienz geheilt werden oder in eine chronische Niereninsuffizienz übergehen.
Eine fortgeschrittene Nierenerkrankung verursacht eine Reihe typischer Symptome, wie
Auslöser für die chronische Niereninsuffizienz
Damit ein Erkrankungszustand eintritt, ist in der Regel ein Auslöser erforderlich. Dieser krankheitsverursachende Auslöser kann aus der Person selbst stammen, z.B. durch einen genetischen Defekt, oder er kann von außen einwirken, z.B. durch Krankheitserreger (Bakterien, Viren) oder einen die Krankheit fördernden Lebenswandel. Auch kann eine bereits bestehende Erkrankung (Grunderkrankung) weitere Krankheiten auslösen.
Die häufigsten Risikofaktoren einer Niereninsuffizienz sind
Möglichkeiten der Prävention
Um Schäden an den Nieren vorzubeugen, ist es sinnvoll, diese 8 Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie zu befolgen:
Informationsmöglichkeiten für Betroffene
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN) ist die medizinische Fachgesellschaft für klinische und wissenschaftliche Nephrologie.
https://www.dgfn.eu/patienten.html
Bundesverband Niere e.V.
Der Bundesverbands Niere e.V. (BN e.V.) ist der größte Selbsthilfeverband für Nierenpatienten und setzt sich für die Interessen chronisch nierenkranker Menschen, Dialysepatientinnen und Dialysepatienten und Nierentransplantierten in Deutschland ein.
https://www.bundesverband-niere.de/
Nierentelefon
Zusammen mit dem Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e.V. hat der BN e.V. ein „Nierentelefon“ initiiert, wo Sie mittwochs zw. 16–18 Uhr die Möglichkeit haben, mit einem Experten zu medizinischen und sozialen Fragen zu sprechen.
Telefon: 0800 2484848
https://www.dgfn.eu/files/content/downloads/DGFN-Nierentelefon-Faltblatt.pdf
Welche Verfahren gibt es:
Die fortschreitende Nierenerkrankung führt zu einer schädlichen Ansammlung von Giftstoffen im Körper. Der Mediziner nennt dies Urämie (von lateinisch urina (Urin) und altgriechisch haĩma (Blut), zu Deutsch „Urin im Blut“). Hauptsymptome sind ein quälender Juckreiz (urämischer Pruritus), chron. Darmbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Magenschleimhautentzündung (Gastritis) bis zu Magenblutungen (Ulkus) und Darmentzündung (Kolitis). Am Herzen kann eine Herzbeutelentzündung und Herzschwäche auftreten. Blutsalzstörungen können zu Herzrhythmusstörungen (Hyperkaliämie) und Verwirrtheit bis hin zu Krampfanfällen (Hypo-/Hypernatriämie) führen. Wenn das Blut übersäuert (Azidose) oder sich Wasser in der Lunge ansammelt (Lungenödem) führt dies zu Atemnot. Am Gehirn bewirken die Nierengifte eine zunehmende Verlangsamung bis zum Koma und Persönlichkeitsveränderungen (urämische Enzephalopathie).
Um diese lebensgefährlichen Beschwerden zu behandeln, muss ein Nierenersatzverfahren eingeleitet werden. Diese werden als Dialyseverfahren bezeichnet. Es wird zwischen Verfahren unterschieden, bei denen das Blut außerhalb des Körpers gereinigt wird (z.B. Hämodialyse) und Verfahren, bei denen das Blut innerhalb des Körpers gereinigt wird (z.B. Peritoneal- bzw. Bauchfelldialyse). Die Wahl des Verfahrens hängt von medizinischen Faktoren und dem Wunsch des Patienten ab.
Hämodialyse
Bei der umgangssprachlich Blutwäsche genannten Hämodialyse wird das Blut außerhalb des Körpers gereinigt wird. Die Hämodialyse stellt das in Deutschland häufigste Behandlungsverfahren dar.
Die Behandlung dauert in der Regel vier bis fünf Stunden und muss mindestens dreimal in der Woche durchgeführt werden. Dabei wird das Blut des Patienten außerhalb des Körpers über ein Schlauchsystem zu einem Filter (Dialysator) geleitet, dort von Giften gereinigt und dann über eine Vene wieder zurückgeführt. Dies geschieht mit Hilfe einer Maschine, die den Blutfluss im Schlauchsystem durch Pumpen aufrechterhält. Damit das eigene Blut im Schlauchsystem nicht gerinnt (verklumpt), wird es für die Dauer der Behandlung durch Zugabe gerinnungshemmender Mittel (Heparin) ungerinnbar gemacht.
Die Heparingabe erfolgt über ein Schlauchsystem und wird durch eine Pumpe exakt gesteuert. Auch dies erfolgt über die Dialysemaschine. Der Dialysator ist das Kernstück der künstlichen Niere. In ihm fließt das Blut in haarfeinen Kunststoffröhren (Kapillaren), deren Wände aufgrund einer bestimmten Porengröße die Giftstoffe durchlassen. Die Kapillaren werden vom Dialysat umspült. Dialysat ist ein bakterien- und giftfreies Wassergemisch, hergestellt von der Dialysemaschine. Es enthält Mineralien, die genau auf das Blut abgestimmt sind. Das Dialysat strömt mit einem Fluss von ca. 500 ml/min im Dialysator an den Kapillaren vorbei. Während dieser einmaligen Passage nimmt es die Giftstoffe auf, die über die Poren der Kapillaren ins sogenannte "Waschwasser" übergehen. Der Blutfluss im Schlauchsystem und dem Dialysator beträgt ca. 200 bis 300 ml/min.
Eine solche Blutmenge kann man aus einer normalen Körpervene am Arm nicht entnehmen. Deshalb benötigt ein Patient an der Hämodialyse einen speziellen Gefäßzugang. Diesen nennt man Cimino-Fistel, nach dem Arzt (Herrn Cimino), der sie erfunden hat. Im Idealfall handelt es sich um eine nur Millimeter große Verbindungsbrücke zwischen einer Unterarmarterie und einer Unterarmvene. Diese kleine Operation wird vom Chirurgen meist in örtlicher Betäubung durchgeführt. Sie beeinträchtigt die Funktion des Armes nicht. Die Venen sind die Blutgefäße, die Sie oft an Ihrem Arm sehen können und aus denen Ihr Arzt Blut abnimmt.
Die Arterien sind die sogenannten "Pulsadern" an denen man den Puls zählen kann. Verbindet man nun über ein kleines etwa Stecknadelkopf großes Loch in den Wänden dieser Blutgefäße eine Arterie (sie hat einen hohen Druck = Blutdruck) mit einer Vene (sie hat einen niedrigen Druck und führt das Blut zum Herz zurück), so strömt Blut von der Arterie in die Vene. Hierdurch nimmt der Blutfluss in der Vene zu und dehnt diese auf. Sie kann dann leicht zu Dialysezwecken mit zwei Nadeln punktiert werden. Aus der einen Nadel wird dann kontinuierlich Blut abgenommen und über die Dialysemaschine zum Dialysator und zum Körper zurückgepumpt. Es wird ebenfalls kontinuierlich, da es sich ja um einen geschlossenen Blutkreislauf im Dialysesystem handelt, über die zweite Nadel in den Körper zurückgegeben. Wenn die körpereigenen Venen zu schlecht sind, kann man künstliche Gefäße zwischen den eigenen Gefäßen verlegen. Während der Dialyse befinden sich etwa 200 bis 300 ml Blut im Schlauchsystem und Dialysator.
Da der Mensch mehrere Liter Blut hat, spielt diese kleine Menge keine Rolle. Bei der Hämodialyse wird jedoch nicht nur das Blut von Giftstoffen, die permanent durch den Stoffwechsel in unserem Körper anfallen, gereinigt, sondern es kann dem Körper auch Wasser entzogen werden. Da Patienten, die einer Dialyse bedürfen, nur noch wenig oder keinen Urin mehr produzieren sammelt sich alle Flüssigkeit, die diese Patienten trinken im Körper an. Würde man dieses Wasser nicht entfernen, käme es bei diesen Patienten zu einer Wasserüberladung. Sie würden im eigenen Wasser "ertrinken" bzw. bekämen keine Luft mehr.
Peritonealdialyse
Die Peritonealdialyse, auch Bauchfelldialyse genannt, ist die zweite Variante der künstlichen Blutwäsche und der Hämodialyse gleichwertig. Bei diesem Verfahren, wird das Blut innerhalb des eigenen Körpers gereinigt.
Während bei der Hämodialyse das Blut außerhalb des Körpers mit einem speziellen Filter gereinigt wird, benutzt man bei der Peritonealdialyse das gut durchblutete Bauchfell des Patienten. Das Bauchfell, das die gesamte Bauchhöhle auskleidet, dient dabei als körpereigene Filtermembran.
Bei der klassischen Form der Bauchfelldialysebehandlung (CAPD) werden 2-2,5 l Dialyseflüssigkeit in die Bauchhöhle eingebracht. Nach einer Verweildauer von ca. 6-8 h wird die mit Giftstoffen angereicherte Flüssigkeit durch eine frische Dialyseflüssigkeit ersetzt. In der Regel wird so viermal pro Tag die gesättigte Dialysierflüssigkeit gegen eine frische Lösung ausgetauscht (sog. Beutelwechsel). Alternativ ist auch eine nächtliche Peritonealdialyse mit maschineller Hilfe möglich (APD, automatisierte Peritonealdialyse). Bis auf die Durchführung bestehen keine Unterschiede zur CAPD.
Das Bauchfelldialyseverfahren wird nach einer Trainingszeit von 1-2 Wochen durch den Patienten selbst täglich durchgeführt. Der Zeitaufwand für den Patienten liegt bei ca. 30 min pro Beutelwechsel.
Die Peritonealdialyse entspricht weitgehend der natürlichen Arbeitsweise der Niere. Der Körper wird kontinuierlich und gleichmäßig entgiftet und entwässert. Der Patient muss generell mit weniger Nebenwirkungen rechnen. Während der Dialyse ist der Patient mobil und unabhängig und kann seiner gewohnten Tätigkeit und seinem Beruf nachgehen.
Dennoch gilt es auch bei dieser Dialyseform für den Patienten einige wichtige Punkte zu beachten: Er hat ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Deshalb wird der Patient vor der Peritonealdialyse intensiv geschult. Er muss auf sorgfältige Hygiene achten und Dialysat und die Katheteraustrittsstelle stets genau prüfen. Die Katheteraustrittsstelle kann sich infizieren und zu einer Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) führen. Eine Infektion muss sofort behandelt werden. Er muss ein Dialyseprotokoll führen, das regelmäßig ermittelte Werte von Blutdruck, Körpergewicht und Flüssigkeitsausscheidung enthält. Er muss alle sechs bis zwölf Wochen eine Kontrolle im Dialysezentrum vornehmen lassen. Weiterhin ist es notwendig, auf eine ausgleichende Ernährung zu achten, denn während der Peritonealdialyse verliert der Körper Vitamine und Eiweiß. Im Gegenzug nimmt er mit dem zuckerhaltigen Dialysat auch Kalorien auf.
Ein Vorteil dieses Verfahrens ist die Schonung des Kreislaufs, so dass auch alte und herzkranke Patienten behandelt werden können. Ein weiterer möglicher Vorteil ist die weitgehende Unabhängigkeit der Patienten von einem Dialysezentrum.
Limitiert ist das Verfahren durch das Körpergewicht und die Nierenrestfunktion - ist das Gewicht zu groß und die Nierenrestfunktion zu klein, eignet sich die PD weniger. Im Laufe der Jahre kann die Funktionsfähigkeit des Bauchfells nachlassen, so dass dann zur Hämodialyse gewechselt werden muss.
Informationsmöglichkeiten für Betroffene
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN) ist die medizinische Fachgesellschaft für klinische und wissenschaftliche Nephrologie.
https://www.dgfn.eu/patienten.html
Bundesverband Niere e.V.
Der Bundesverbands Niere e.V. (BN e.V.) ist der größte Selbsthilfeverband für Nierenpatienten und setzt sich für die Interessen chronisch nierenkranker Menschen, Dialysepatientinnen und Dialysepatienten und Nierentransplantierten in Deutschland ein.
Ernährungsratgeber für Patienten
Sehr geehrte Patienten und Angehörige,
im Internet finden Sie viele Ratgeber und Seiten mit oftmals widersprüchlichen Informationen darüber, wie Sie sich als nierenkranker Patient ernähren sollen.
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie möchten Ihnen gerne auf den verlinkten Seiten vorstellen, welche Ernährungs-Empfehlungen wissenschaftlich belegt sind. Sprechen Sie gerne auch mit uns, Ihrem nephrologischen Behandlungsteam aus Ärzten und Pflegekräften, über Ihre Ernährung.
Wie Sie sich am besten ernähren und worauf Sie achten sollen, hängt stark von Ihrer Nierenfunktion ab. Diese kann mit einem einfachen Bluttest ermittelt werden.
Bitte wählen Sie die für Sie zutreffenden Empfehlungen nach Ihrer errechneten Nierenfunktion (eGFR) aus. Die „eGFR“ müsste auf Ihrem Laborergebnis vermerkt sein, ansonsten geben wir Ihnen gerne Auskunft.
Stadium 1&2 (eGFR >60 ml/min)
https://www.dgfn.eu/stadium-1-2-egfr-60-ml-min.html
Stadium 3a (eGFR 45-59 ml/min)
https://www.dgfn.eu/stadium-3a-egfr-45-59-ml-min.html
Stadium 3b (eGFR 30-44 ml/min)
https://www.dgfn.eu/stadium-3b-egfr-30-44-ml-min.html
Stadium 4 (eGFR 15-29 ml/min)
https://www.dgfn.eu/stadium-4-egfr-15-29-ml-min.html
Stadium 5 (eGFR <15ml/min, keine Dialyse)
https://www.dgfn.eu/stadium-5-egfr.html
Hämodialyse
https://www.dgfn.eu/haemodialyse.html
Peritonealdialyse
https://www.dgfn.eu/peritonealdialyse.html
Nach Nierentransplantation
https://www.dgfn.eu/nach-nierentransplantation.html
Allgemeines
In Deutschland leben 20 bis 30 Millionen Menschen mit Bluthochdruck (Fachbegriff: Hypertonie). Doch nicht jeder, der an Bluthochdruck leidet, weiß davon. Und nicht jeder der davon weiß, nimmt dies ausreichend ernst. Durch eine konsequente Blutdruckbehandlung ließe sich die Hälfte der Schlaganfälle und Herzinfarkte in Deutschland verhindern.
Der Blutdruck in den Gefäßen (exakter den Arterien) wird von der Pumpleistung des Herzes, der Dehnbarkeit der großen Gefäße und dem Strömungswiderstand der kleinsten Blutgefäße bestimmt.
Blutdruckrichtwerte
Blutdruckkategorie | Oberer Wert (Systole, mmHg) | Unterer Wert (Diastole, mmHg) |
Optimal | unter 120 | unter 80 |
Normal | 120 bis 129 | 80 bis 84 |
Hochnormal | 130 bis 139 | 85 bis 89 |
Hypertonie Grad 1 | 140 bis 159 | 90 bis 99 |
Hypertonie Grad 2 | 160 bis 179 | 100 bis 109 |
Hypertonie Grad 3 | 180 oder mehr | 110 oder mehr |
Isolierte systolische Hypertonie | 140 oder mehr | unter 90 |
Warum ist Bluthochdruck gefährlich?
Ist Blutdruck über längere Zeit erhöht, führt dies zu Versteifung und Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) an den Blutgefäßen. Die Funktion von u.a. Herz, Niere, Auge und Gehirn wird beeinträchtig.
Auslöser des Bluthochdrucks
Der Blutdruck reagiert auf Veränderungen der Umgebung, um die Organdurchblutung über eine Vielzahl von Bedingungen aufrechtzuerhalten. Die primären blutdruckbestimmenden Faktoren sind das sympathische Nervensystem, das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System und das Plasmavolumen (weitgehend vermittelt durch die Nieren).
Primäre Hypertonie
Die Pathogenese der primären Hypertonie (früher als "essentielle" Hypertonie bezeichnet) ist kaum verstanden, aber höchstwahrscheinlich das Ergebnis zahlreicher genetischer und umweltbedingter Faktoren, die komplexe Wirkungen auf das kardiovaskuläre System und die Nierenfunktion haben.
Einige dieser Faktoren sind:
Sekundäre Hypertonie
Verschiedene Erkrankungen und Medikamente können den Blutdruck erhöhen und dadurch eine sogenannte sekundäre Hypertonie auslösen. Viele der betroffenen Patienten haben auch Risikofaktoren für den primären Bluthochdruck.
Hauptursachen der sekundären Hypertonie sind:
Ab wann sollte Bluthochdruck behandelt werden
Grundsätzlich sollte der Blutdruck bei jedem unter 140/90 mmHg liegen. Wird der Blutdruck behandelt, sollte ein Zielblutdruck von unter 130/80 mmHg angestrebt werden, falls dies gut vertragen wird. Der individuelle Zielblutdruck kann sich aufgrund der gesundheitlichen Umstände von den generellen Empfehlungen unterscheiden.
Abklärung beim Arzt
Bei allen Patienten mit erhöhtem Praxisblutdruck sollte die Diagnose einer Hypertonie nach Möglichkeit durch eine häusliche Blutdruckmessung bestätigt werden. Daher ist es sinnvoll, die häuslich gemessenen Blutdruckwerte zu jeder Arztvorstellung mitzubringen. Die 24h-Langzeitblutdruckmessung gilt als „Goldstandard“ bei der Bestimmung des Blutdrucks außerhalb der Praxis.
Bei bestätigtem Bluthochdruck wird der Arzt eine Anamnese durchführen und verschiedene Untersuchungen einleiten. Ziel der Untersuchungen ist es, die Ursache des Bluthochdrucks abzuklären um sekundäre, behandelbare, Bluthochdruckursachen zu identifizieren, sowie das bereits eingetreten Ausmaß der Organschädigung zu identifizieren.
Die Untersuchungen betreffen:
Nichtmedikamentöse Therapie
Die Nichtmedikamentöse Behandlung ist ein wichtiger Grundpfeiler der Blutdruckbehandlung.
Generelle Empfehlungen sind:
Medikamentöse Therapie
Oft reicht die Nichtmedikamentöse Blutdruckbehandlung nicht aus. Dann sind Blutdruckmedikamente (Antihypertensiva) nötig.
Die häufigsten eingesetzten Blutdruckmedikamente sind: ACE-Hemmer, Sartan, Calcium-Antagonisten, Wassertabletten (Diuretika, z.B. Chlorthalidon), Mineralkortikoidrezeptorantagonisten und ß-Blocker. Die Auswahl der Medikamente ist unter anderem Abhängig von den weiteren vorliegenden Erkrankungen und wird im Gespräch mit dem Arzt festgelegt.
Informationsmöglichkeiten für Betroffene
Telefon 06221/588 55 88
Jeden ersten Donnerstag im Monat zwischen 17:00 und 18:30 Uhr
https://www.hochdruckliga.de/betroffene/expertensuche?hauptkategorie=selbsthilfegruppe
Fettstoffwechsel
Der Begriff „Fettstoffwechsel“ beschreibt verschiedene Körpervorgänge:
Störungen dieser Stoffwechselschritte können zu einer Zunahme aber auch Abnahme der verschiedenen Blutfette führen.
Cholesterin
Cholesterin ist ein lebenswichtiger Bestandteil unseres Körpers. Es wird für den Aufbau der Zellmembran (eine Hülle um alle unsere Körperzellen) benötigt und ist eine wichtige Ausgangssubstanz für die Produktion der Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron, sowie Vitamin D und die Gallensäuren.
Cholesterin wird über die Nahrung aus dem Darm aufgenommen, aber auch zu großen Teilen von der Leber selbst hergestellt.
Da Fette im Blut nicht löslich sind, muss sie unser Körper in Eiweißstrukturen einhüllen. Diese Komplexe werden Lipoproteine (aus Lipid (Fett) + Protein (Eiweiß)) genannt. Das „Low Density Lipoprotein“ (LDL) transportiert Cholesterin von der Leber zu den Körperzellen, die es benötigen. Das „High Density Lipoprotein“ (HDL) nimmt Cholesterin aus dem Körper auf und bringt es zurück in die Leber.
In den letzten Jahren von zunehmendem Interesse ist das Lipoprotein(a). Es besteht aus LDL-Cholesterin, das mit einem zusätzlichen Protein (Apolipoprotein(a)) verbunden ist. Trotz langjähriger Forschung ist die genaue Funktion des Lp(a) noch unbekannt. Es wird eine Regulationsfunktion im Gerinnungssystem und bei der Wundheilung vermutet.
Triglyzeride
Triglyzerid bedeutet, dass an dem dreiwertigen Alkohol Glyzerin drei (tri) Fettsäuren gebunden sind. Nahezu alle Fette in Lebensmitteln liegen als Triglyzeride vor und werden als solche vom Körper aus der Nahrung aufgenommen. Triglyzeride sind die Energiespeicher im Fettgewebe und stellen diese Energie z.B. der Muskulatur zur Verfügung.
Auch Triglyzeride werden als Lipoproteine transportiert. Das Lipoprotein „Chylomikron“ transportiert die Triglyzeride vom Dünndarm über die Lymphe in den Blutkreislauf. Die Leber kann Triglyzeride auch selbst herstellen und diese als Lipoproteinen (VLDL = Very Low Density Lipoprotein) an das Blut abgeben. Ein Sonderfall sind die mittelkettigen Triglyzeride (MCT) aus der Nahrung, welche direkt aus dem Darm ins Blut gelangen.
Fettstoffwechselstörung
Befindet sich dauerhaft zu viel LDL-Cholesterin im Blut, können die Körperzellen diese nicht mehr aufnehmen und verarbeiten. Es kommt zur Cholesterinablagerung in den Gefäßwänden, was über einen längeren Zeitraum zur Atherosklerose (Gefäßverkalkung) führt. Spätfolgen sind u.a. Verkalkungen der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt), der Hirngefäße (Schlaganfall) und Beingefäße (paVK, Schaufensterkrankheit“).
Bei Triglyzeriden ist das Gleichgewicht zwischen Nahrungsaufnahme plus Neubildung in der Leber sowie Abbau und Verbrauch in den Organen entscheidend. Erhöhte Triglyzeride führen ebenfalls zur Atherosklerose, bei sehr hohen Triglyzeridwerten kann es außerdem zur Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) kommen.
Lp(a) kann sich in der Gefäßwand ablagern und die Atherosklerose beschleunigen. Lp(a) gilt als eigenständiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ursachen der Fettstoffwechselstörung
Für die Ausbildung einer Fettstoffwechselstörung ist ein Auslöser erforderlich. Dieser krankheitsverursachende Auslöser kann aus einem selbst entstammen, in der Regel durch Vererbung einer genetischen Stoffwechselvariante.
Häufiger ist ein die Fettstoffwechselstörung fördernder Lebenswandel: Falsche Ernährung, Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel.
Auch bereits bestehende Erkrankungen (Grunderkrankung) können Fettstoffwechselstörungen auslösen: Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörung
Welche Blutfettwerte sind gesund
Wenn keine weiteren Erkrankungen vorliegen, empfehlen die Europäischen Leitlinien
LDL-Cholesterin: < 3 mmol/l
HDL-Cholesterin: Frauen > 1,2 mmol/l, Männer > 1 mmol/l
Triglyzeride: < 1,70 mmol/l
Lipoprotein(a): < 300 mg/l (entspricht < 70 nmol/l)
Die persönlichen Zielwerte können je nach weiteren Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung (z.B. familiäre Vorbelastung, Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Bluthochdruck, bereits erlittener Herzinfarkt oder Schlaganfall) abweichen. Entsprechend ist der individuelle Zielwert nur im Gespräch mit Ihrem Arzt zu klären.
Nichtmedikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Eine rein medikamentöse Behandlung ist bei Fettstoffwechselstörungen nicht zielführend. Vielmehr liegen die entscheidende Behandlungsmöglichkeiten beim Patienten selbst.
Generelle Empfehlungen sind:
Bei erhöhten Triglyzerid-Werten zusätzlich:
Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Bei besonders schweren Fettstoffwechselstörungen, oder wenn bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgetreten sind, ist eine medikamentöse Senkung der Blutfette notwendig. Die individuelle optimale Therapie bespricht Ihr Arzt mit Ihnen.
Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen:
Lipidapherese
Die Lipoprotein-Apherese ist ein Blutreinigungsverfahren, mit dem LDL-Cholesterin und Lipoprotein(a) sehr effektiv entfernt werden können. Es kommt zur Anwendung, wenn die LDL- bzw. Lp(a)-Werte durch die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten nicht ausreichend abgesenkt werden können.
Die Blutfettreinigung erfolgt extrakorporal, das heißt außerhalb des Körpers. Das von LDL und Lp(a) gereinigte Blut wird danach direkt wieder in den Körper zurückgeführt.
Die Apherese-Behandlung ist sehr effektiv und kann die Blutfette um 60 bis 80 Prozent absenken. Da die Blutfettwerte nach der Behandlung wieder ansteigen, muss die Apherese regelmäßig durchgeführt werden. Üblich ist die Behandlung einmal pro Woche für 1,5 bis 3 Stunden. Die Durchführung ist erfreulich nebenwirkungsarm. In seltenen Fällen wird von leichter Übelkeit und leicht abfallenden Blutdruckwerten berichtet. Wichtig ist, dass bei einigen Apherese-Verfahren das Blutdruckmedikament „ACE-Hemmer“ gegen ein anderes Präparat ausgetauscht werden muss.
Informationsmöglichkeiten für Betroffene
Die DGFL ist eine medizinische Fachgesellschaft für Blutfetterkrankungen
Ziel ist die Vernetzung der Bereiche: Lipide, Diabetes mellitus, Hochdruck, Adipositas, Lebensstil, Ernährung
https://www.dach-praevention.eu/
Die Patientenorganisation für Patienten mit Familiärer Hypercholesterinämie oder anderen schweren genetischen Stoffwechselstörungen
Ernährung bei erhöhtem LDL-Cholesterin
Liebe Patientin, lieber Patient,
bei Ihnen liegt eine erhöhte LDL-Cholesterinkonzentration im Blut vor, die durch bestimmte Ernährungsänderungen günstig beeinflusst werden kann.
Es wird von Fettmodifikation gesprochen. Modifikation hat hier eine zweifache Bedeutung: Zum einen sollen die Fettsäuren in der Ernährung modifiziert, d. h. von tierischem auf pflanzliches Fett übergegangen werden. Zum anderen bedeutet modifizieren, dass nur ein Teil der Ernährung geändert werden muss, um das Ziel zu erreichen. Nicht die völlige Änderung der bisherigen Ernährung wird angestrebt, sondern eine Änderung um etwa ein Viertel.
Dazu sollten Sie folgende Ratschläge beachten:
1. Vermeiden Sie sichtbares und verstecktes tierisches Fett. Verstecktes Fett finden Sie z.B. in Wurst, Käse und Milch, aber auch in Soßen und vielen Fertiggerichten
2. Bevorzugen Sie fettarme Zubereitungsarten wie Grillen oder Dünsten. Vermeiden Sie Trans-Fettsäuren z. B. aus Frittiertem und Blätterteig
3. Reduzieren Sie den Verzehr an tierischen Lebensmitteln, damit verringern Sie die Aufnahme an Fett, gesättigten Fettsäuren und von Cholesterin.
4. Bevorzugen Sie fettarme tierische Lebensmittel (die aber nicht immer cholesterinärmer sind!):
5. Verzehren Sie mehrmals am Tag frisches Obst und Gemüse, möglichst als Rohkost oder Salat
6. Verwenden Sie Pflanzenöle und Diätmargarine
7. Seien Sie körperlich aktiv! Steigern Sie Ihre Bewegung im Alltag, gehen Sie öfter zu Fuß, nehmen Sie öfter das Fahrrad anstatt dem Auto, laufen Sie die Treppen und dehnen Sie Ihre Spaziergänge aus. Vermeiden Sie regelmäßigen exzessiven Ausdauersport.
8. Beenden Sie das Rauchen
Weitere Informationen bieten Ihnen die Patientenratgeber „Cholesterin-Ratgeber“ und “Fettstoffwechselstörungen” der DGFL (Lipid-Liga).
Liebe Patientin, lieber Patient,
bei Ihnen wurden erhöhte Triglyzeridwerte festgestellt. Die wichtigste Behandlungsmaßnahme zur Senkung und Normalisierung der Triglyzeridkonzentration im Blut ist die Umstellung der Ernährung.
Im Vordergrund steht hierbei eine Kost mit wenig tierischen Fetten, dafür pflanzlichen Ölen, viel Gemüse und Vollkornprodukten sowie die Einschränkung des Alkoholkonsums. Am besten ist es, ganz auf Alkohol zu verzichten. Möglicherweise reicht dies allein schon aus, um Ihre Triglyzeridwerte zu normalisieren.
Allerdings sollten alkoholische Getränke nicht durch Limonaden, Cola und Fruchtsäfte ersetzt werden, denn diese Getränke enthalten große Mengen von schnell resorbierbaren Zuckern. Diese beeinflussen in größerer Menge auch die Triglyceride ungünstig. Besonders gilt dies für Traubenzucker und Rübenzucker (Haushaltszucker). Reicht der Verzicht auf Alkohol nicht aus, muss auch der Zuckerkonsum eingeschränkt werden. Dafür sollte auf die angesprochenen Getränke verzichtet sowie Süßigkeiten und Kuchen eingeschränkt werden.
Zusätzlich hilfreich ist die Gewichtsreduktion bis zum Erreichen des normalen Körpergewichts und regelmäßige Bewegung (wenigstens 5 mal pro Woche 30 Minuten körperliche Aktivität).
Durch die zusätzliche Einnahme von Omega-3-Fettsäure-Konzentraten in Kapselform (2 – 3 g EPA / DHA pro Tag)* können erhöhte Triglyceridkonzentrationen wirksam gesenkt werden. *(EPA = Eicosapentaensäure), (DHA = Docosahexaensäure). In den meisten Fällen reicht eine konsequente Einhaltung der Ernährungsumstellung und vermehrte körperliche Aktivität jedoch aus, um die Triglyzeridkonzentration im Blut zu normalisieren! Sie sollten daher diese Ratschläge einhalten:
Weitere Informationen bieten Ihnen die Patientenratgeber “Erhöhte Triglyceride” und “Fettstoffwechselstörungen” der DGFL (Lipid-Liga).